Pflege im St.-Antonius-Hospital

Pflege lebt von Engagement und Weiterentwicklung.

Pflege ist stetig im Wandel. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, veränderte Anforderungen im Gesundheitswesen und praxisorientierte Ansätze führen dazu, dass sich Arbeitsweisen kontinuierlich weiterentwickeln.

In dieser Rubrik stellen wir Projekte, Konzepte und Methoden vor, die wir am St.-Antonius-Hospital Eschweiler umgesetzt haben. Ziel ist es, Einblicke in die Weiterentwicklung der Pflege zu geben und zu zeigen, wie wir Qualität, Sicherheit und Zufriedenheit für Patientinnen, Patienten und unsere Teams kontinuierlich verbessern.

Die Inhalte reichen von praxisnahen Instrumenten über neue Schulungskonzepte bis hin zu Projekten, die die interprofessionelle Zusammenarbeit stärken. So möchten wir transparent machen, wie wir in der Pflege neue Wege gestalten und dabei fachliche Expertise gezielt einsetzen.

NEWS2 – Sicherheit durch frühzeitiges Erkennen & Handeln

Der NEWS2-Score ist ein standardisiertes Instrument zur Einschätzung des klinischen Zustands von Patientinnen und Patienten, um Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen. NEWS2 wurde vom Royal College of Physicians in London entwickelt. Es basiert auf einem Punktesystem, das jedem Vitalwert je nach Abweichung Punkte zuweist (1). Je höher die Punktzahl, desto dringlicher ist eine ärztliche Einschätzung. So können Risiken frühzeitig erkannt werden – unabhängig davon, ob Patientinnen und Patienten jung, alt oder vorerkrankt sind.

Der NEWS2-Score wird bei uns immer in Verbindung mit dem klinischen Kontext und den Vorerkrankungen der Patientinnen und Patienten betrachtet, sodass jede Person ganzheitlich gesehen wird. Das System soll die Kommunikation im Team stärken, gemeinsame Entscheidungen fördern und die Expertise aller Beteiligten einfließen lassen.

Anhand definierter Vitalparameter unterstützt NEWS2 Pflegende und Ärztinnen/Ärzte dabei, schnell und gezielt zu reagieren, bevor kritische Situationen entstehen.

Im St. Antonius Hospital wurde NEWS2 2024 zunächst auf ausgewählten Stationen erprobt und 2025 auf alle bettenführenden Stationen ausgeweitet.

Das bringt NEWS2 im Alltag:

  • Mehr Sicherheit für Patientinnen, Patienten und Pflege
  • Einheitliche Einschätzungskriterien für das ganze Team
  • Schnellere Reaktionszeiten bei kritischen Veränderungen
  • Verbesserte Kommunikation zwischen Berufsgruppen

Praxis im St. Antonius Hospital

Die Erhebung der Vitalparameter und die Berechnung des NEWS2-Scores erfolgt bei uns direkt über unsere WelchAllyn-Geräte, medizinische Messgeräte, die Vitalwerte automatisch erfassen und dokumentieren. Der Score ist technisch an unsere Gerätekonfigurationen und Abläufe angepasst, ohne den internationalen Standard zu verändern. So können Pflegende den NEWS2-Score bei jeder Vitalzeichenerfassung automatisch protokollieren, ohne zusätzliche Unterlagen oder manuelle Berechnungen. Das Gerät übernimmt die Berechnung und gibt gleichzeitig eine Handlungsempfehlung aus. Anschließend werden der NEWS2-Score und die Vitalparameter automatisch an unser KIS (Krankenhausinformationssystem) übertragen, sodass alle an der Behandlung beteiligten Personen die Werte und deren Verlauf jederzeit einsehen können.

Mitarbeitende haben zudem eine Pocket Card als kompakte Orientierungshilfe in der Kitteltasche. Sie enthält neben der NEWS2-Tabelle auch das SHEE Kommunikationsmodell und eine Schmerzskala, um eine schnelle Übersicht und sichere Entscheidungen direkt am Patientenbett zu ermöglichen.

Projektverlauf:

Was wir gelernt haben:

  • NEWS2 ist ein wertvolles Hilfsmittel, ersetzt aber nicht die klinische Erfahrung
  • Die Schulungen fördern eine gemeinsame Sprache und stärken die Teamarbeit
  • Technische Anpassungen und kontinuierliche Fortbildung sind entscheidend für den Erfolg

Unser Erklärvideo: 
National Early Warning Score - NEWS2

Download:
NEWS2 Bewertungssystem
NEWS Schwellenwerte & Auslöser

 

(1) Vgl. Royal College of Physicians, 2017.
 

Quellenverzeichnis:

Royal College of Physicians. (2017). National Early Warning Score (NEWS) 2: Standardising the assessment of acute illness severity in the NHS.

https://www.rcplondon.ac.uk/projects/outputs/national-early-warning-score-news-2

 

SHEE – Klare Struktur für sichere Patientenübergaben

SHEE steht für Sachverhalt – Hintergrund – Einschätzung – Empfehlung und bietet ein strukturiertes Schema für mündliche Patientenübergaben. Es basiert auf dem international etablierten SBAR-Schema(1), wurde jedoch ins Deutsche übersetzt und an unsere klinische Praxis angepasst.

Warum SHEE wichtig ist:

Eine gute Patientenübergabe ist entscheidend für Patientensicherheit, Versorgungsqualität und effektive Teamkommunikation. Mit SHEE werden alle relevanten Informationen klar, vollständig und in einer einheitlichen Reihenfolge weitergegeben – vom Aufnahmegespräch bis zur Entlassung.

So funktioniert SHEE:

  • Sachverhalt (S): Hier werden die aktuellen Beschwerden, der Grund der Aufnahme, persönliche Daten und wichtige durchgeführte Eingriffe oder Interventionen beschrieben.
  • Hintergrund (H): In diesem Teil werden relevante Vorerkrankungen, Nebendiagnosen, Allergien, Sozialanamnese und besondere Versorgungssituationen wie Patientenverfügungen oder Hautzustand vermittelt.
  • Einschätzung (E): Hier wird der aktuelle klinische Zustand des Patienten geschildert, einschließlich Pflegeprobleme, Ressourcen, Wunden, Zu- und Ableitungen, Medikamentenänderungen, Vitalzeichen und ggf. Monitoring oder Bilanzierung.
  • Empfehlung (E): Abschließend werden die nächsten Schritte, Tagesziele, laufende Untersuchungen oder Therapien, besondere Hinweise und mögliche Herausforderungen bei der weiteren Versorgung oder Entlassung angesprochen.

Vorteile im Alltag:

  • Einheitliche Struktur für alle Berufsgruppen
  • Vollständige und präzise Informationsweitergabe
  • Reduzierung von Missverständnissen und Informationsverlust
  • Förderung einer gemeinsamen Sprache in Pflege und interdisziplinärem Team

Praxis im St. Antonius Hospital:

SHEE wird bei uns in allen relevanten Übergabesituationen eingesetzt – vom Schichtwechsel bis zur interdisziplinären Besprechung. Mitarbeitende erhalten zudem eine Pocket Card als kompakte Gedankenstütze für die Kitteltasche. Sie enthält nicht nur SHEE, sondern auch NEWS2 und eine Schmerzskala, um eine schnelle Orientierung und sichere Entscheidungen direkt am Patientenbett zu ermöglichen.

Download:
SHEE-Übersicht
 

(1)Vgl. von Dossow & Zwißler, 2016.

Quellenverzeichnis
von Dossow, V., & Zwißler, B. (2016). Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin zur strukturierten Patientenübergabe in der perioperativen Phase – Das SBAR-Konzept. Anaesthesist, 65(2), 148–150. https://doi.org/10.1007/s00101-015-0126-3

 

 

One Minute Wonder (OMW) – Wissen kompakt für den Pflegealltag

One Minute Wonder (OMW) sind komprimierte Lerninhalte, die in weniger als einer Minute erfasst werden können. Sie nutzen regelmäßig wiederkehrende Wartezeiten im Pflegealltag – etwa beim Einscannen von Patientendaten, im Übergaberaum oder am BGA-Gerät – für die Fortbildung. Die Idee stammt ursprünglich aus Großbritannien und wurde in Deutschland erfolgreich in verschiedenen Einrichtungen etabliert.

Praxis im St. Antonius Hospital:

  • Kurze, prägnante Inhalte: Jede Lerntafel vermittelt ein Thema in maximal 60 Sekunden.
  • Regelmäßiger Wechsel: Die Themen werden in festgelegten Intervallen (monatlich) ausgetauscht, um kontinuierlich neues Wissen bereitzustellen.
  • Praxisorientierte Themen: Die Inhalte werden in der Regel von der Pflegeentwicklung erstellt, orientieren sich an relevanten Fragestellungen aus dem Pflegealltag und können bei Bedarf in Zusammenarbeit mit Teams oder Experten anderer Berufsgruppen entstehen.
  • Visuelle Gestaltung: Durch den Einsatz von Bildern und Grafiken werden die Themen ansprechend und verständlich präsentiert.

Vorteile im Pflegealltag:

  • Effiziente Nutzung von Wartezeiten: Kurze Pausen werden sinnvoll für die Wissensvermittlung genutzt.
  • Förderung der kontinuierlichen Weiterbildung: Regelmäßige Themenwechsel halten das Wissen aktuell und praxisnah.
  • Stärkung des Teamwissens: Gemeinsame Erstellung und Nutzung fördern den Austausch und das kollegiale Lernen.

Download:
Übersichtsliste mit den bisherigen OMW´s

 

Literaturverzeichnis:
Krüger, L., & Mannebach, T. (2019). One Minute Wonder zielgerecht gestalten. Lehren und Lernen, S. 239-243

 

 

Team der Pflegeentwicklung

Mehr Infos finden Sie auf der Sonderseite 

Pflegexperten

Isabell Hulla, M.Sc.

Pflegeentwicklung


Lebenslauf vk-7084

Katharina Ollfisch, M.A.

Pflegeentwicklung


Lebenslauf vk-5516

Renate Pavlovic, M.A.

Pflegeentwicklung


Lebenslauf vk-6995