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Beginn des Interplast-Pilotprojektes in Uganda: Jetzt mit aktuellem Bericht auf unserer Sonderseite

Interplast ist eine Organisation Plastischer Chirurgen, die Patienten mit angeborenen oder erworbenen Defekten in Notstands- und Krisengebieten durch plastisch-chirurgische Operationen hilft. Die Spezialisten werden gezielt dort eingesetzt, wo hochentwickelte Hilfe noch nicht vorhanden ist. Unentgeltlich und in der Regel während ihrer Urlaubszeit haben sie auch unzähligen schwer entstellten Kindern durch eine plastische Operation helfen sowie einheimischen Ärzten wertvolle Kenntnisse vermitteln können.

(oben im Bild v.l. Rolf Overs-Frerker, Julia Heuck und Nicolas Hall im Juli 2022, kurz vor ihren Interplast-Einsätzen nach Uganda / darunter das Lamu-Hospital im ugandischen Jinji)  

 

Der  ehemalige SAH-Chefarzt und Plastische Chirurg Dr. Hans-Elmar Nick war Vorsitzender der Vereinigung Interplast und Gründer der Sektion Eschweiler. Er organisierte bislang regelmäßige Einsätze in aller Welt und nahm auch an zahlreichen Reisen teil. Zielländer waren bislang Vietnam, Peru, Nepal, Tansania, Bolivien, Pakistan, Sierra Leone, Sri Lanka, Namibia und ab Juli 2022 Uganda.

Krankenhaus-Apothekerin Julia Heuck und Anästhesist Rolf Overs-Frerker waren bereits 2021 zu einem ersten Besuch im Lamu-Krankenhaus in der 76.000-Einwohner-Stadt Jinja im Südosten Ugandas. Die viertgrößte Stadt des Landes liegt nahe der Einmündung des Weißen Nils an der Küste des Viktoriasees. „Helfen ist gar nicht so einfach“, weiß Rolf Overs-Frerker nach einem ersten Besuch vor Ort im vergangenen Jahr zu berichten. „Die politische Lage in Uganda ist zwar relativ stabil, aber der geopolitische Druck, den Länder wie China auf dem afrikanischen Kontinent aufbauen, macht es nicht leicht, Partner für medizinische Hilfsprojekte zu finden.“

Überraschung und Herausforderung zugleich

In der letzten Juliwoche 2022 machen sich die Anästhesieärzte Rolf Overs-Frerker und Nicolas Hall gemeinsam auf den Weg nach Uganda. „Wir wollen schauen, ob aus anästhesiologischer Sicht etwas für die Team-Kollegen zu bewegen ist. Unser Ziel ist es, ein bis zweimal im Jahr dort Anästhesie-Leistungen für die Plastische Chirurgie zu erbringen.“ Dennoch fahren die Beiden auch ein wenig ins Ungewisse. „Wir wissen noch nicht zur Gänze, wie die Operationsbedingungen sind und wen genau wir operieren werden. Auch wenn die örtlichen Apotheken ihre Kooperation schon zugesagt haben, bleibt das Ganze dennoch ein medizinisches und interkulturelles Überraschungspaket.“

Was bislang geschah und was noch kommt

„Im vergangenen Jahr sind schon ein paar Patienten gesichtet worden, die für plastisch-chirurgische Eingriffe in Frage kommen. Wieviel OPs insgesamt auf uns zukommen, ist derzeit noch nicht klar. Inwieweit auch ausgedehnte Eingriffe vorgenommen werden können, hängt davon ab, welche postoperativen Versorgungsmöglichkeiten wir vor Ort erkennen. Zunächst werden wir es mit Patienten aus der näheren Umgebung zu tun haben, später vielleicht auch aus dem größeren Umkreis“ sagt Rolf Overs-Frerker.

Zwischen Herausforderung und Improvisation

Das Team aus dem SAH ist gut vorbereitet, rechnet aber dennoch mit Unwägbarkeiten.  Es gebe zwar vor Ort recht gute Diagnose-Optionen, darunter auch Ultraschallgeräte, die allgemeine Schmerztherapie bereitet aber noch ein wenig Kopfzerbrechen. Auf nichtmedizinischer Seite gehört die Sprachbarriere zu den größten Herausforderungen. Zur Palette der typischen Eingriffe, die die Anästhesisten begleiten werden, zählt unter anderem die Behandlung von Amputationsstümpfen nach Verletzungen und Verbrennungen, Wiederherstellungs-OPs nach Unfällen sowie die Behandlung von Weichteiltumoren. Vor allem für Kinder sind rekonstruktive plastische Operationen dringend notwendig, weil es ihnen oftmals die Stigmatisierung erspart.

„Vergleicht man unsere Arbeit hier in Europa mit der in Afrika, müssen wir dort definitiv mehr improvisieren. Dafür sind die bürokratischen Hemmnisse bei uns mit Sicherheit größer,“ erklärt Rolf Overs-Frerker mit einem zwinkernden Auge. Seinen ersten vergleichbaren Einsatz absolvierte er übrigens schon im Alter von 19 Jahren in einem Flüchtlingslager in Thailand. „Dort konnte ich meine Widerstandskraft in Krisensituationen früh erlernen. Trotz aller Schwierigkeiten machen wir unseren Job gerne. Ich persönlich fahre da nicht hin, um die Welt zu retten. Wenn die Arbeit dazu führt, dass trotz Handicaps ein Kind wieder zur Schule gehen oder ein Bauer wieder sein Feld bestellen kann, dann hat der Einsatz sich für mich schon gelohnt.“  Ein Engagement mit Nachhaltigkeit? Auf jeden Fall, denn die nächsten Einsätze sind schon für Anfang November und das darauffolgende Frühjahr geplant.

 

Mehr Informationen zu den Interplast-Projekten mit einem aktuellen Blog finden Sie auf unserer

Sonderseite "Projekte"