Der Beckenboden der Frau hat einen komplizierten Aufbau aus zahlreichen Muskel- und Bindegewebsschichten, Bändern, Gefäßen und Nerven. Alle diese Strukturen arbeiten einheitlich, damit der Beckenboden wichtige Aufgaben erfüllen kann: Öffnung und Verschluss von Blase und Darm, Geburt, Sexualität und Schutz gegen Senkungen. Der Beckenboden arbeitet wie ein Trampolin, das aus einer Membran (Scheidenwände) und Federn (Bänder) besteht.
Auf der Trampolinmembran ruht vorne die Harnblase, bzw. der hintere Bereich verankert den Mastdarm. Bei Überdehnung der Bänder oder der Membran kann das Trampolin von den Beckenbodenmuskeln nicht mehr gespannt werden und die oben genannten Störungen können entstehen.
Die logische Konsequenz daraus lautet: Wiederherstellen der Gewebsfestigkeit beseitigt die Beschwerden und führt zur Normalisierung der Blasen- und Darmfunktion.
Diese Therapie erfolgt durch die Straffung und Neuverankerung an noch tragfähigen Bindegewebe des Beckenbodens und auch durch Einsatz von künstlichen Bändern oder Netzen, die dem natürlichen Körpergewebe sehr ähnlich und damit sehr gut verträglich sind (sogenannte Hybrid-Technik). Dieses Konzept nennt sich „Integraltheorie des Beckenbodens“ oder „Petros-Theorie", benannt nach ihrem Entwickler, dem australischen Professor für Biophysik und Frauenheilkunde, Peter Petros. Professor Klaus Goeschen aus Hannover brachte diese neue Denkweise nach Deutschland. Diese Theorie ermöglicht eine bisher noch nicht erreichte bis zu 80-prozentige Heilungschance von Dranginkontinenz, nächtlichem Harndrang, Rücken- oder Unterleibsschmerzen, einer Senkung der Gebärmutter oder Scheide sowie Stuhlnachschmieren oder Darmentleerungsproblemen.
Bei einer Gebärmuttersenkung ist eine Entfernung der Gebärmutter zum Beispiel bei einer korrigierenden Operation im Beckenbodenbereich keinesfalls notwendig, sondern gemäß der Integraltheorie eher die Ausnahme.
Die Gebärmutter, zu der nahezu alle Befestigungsbänder des Beckenbodens ziehen, ist zentral im Beckenboden gelegen und bildet die Hauptverankerung dieser Region. Hier laufen Nerven, Gefäße, Bindegewebe und glatte Muskulatur zusammen.
Wenn nun die komplizierte Architektur des Beckenbodens durch die Entfernung der Gebärmutter verändert wird, tritt hier eine wesentliche Schwächung auf. Bei einer Gebärmutterentfernung wird nämlich der obere Scheidenteil geschwächt, so dass Blase und Darm oft nicht mehr ausreichend unterstützt werden und dadurch Funktionsstörungen dieser Organe entstehen können. Verkürzungen der Scheide bei einer Gebärmutterentfernung mit Verlust von Scheidenhaut, Narbenbildung, veränderter Nervenversorgung und Durchblutung werden dafür verantwortlich gemacht, dass sexuelle Probleme nach einer Gebärmutterentfernung häufiger vorkommen können. Insofern ist es also von großem Vorteil, die Gebärmutter zu belassen.
Die Kernkompetenz „Plastische und rekonstruktive Beckenboden-Chirurgie“ wird über den Chefarzt Dr. Müller-Funogea in unserer Frauenklinik praktisch angewandt. Er wurde von Prof. Dr. Petros und Prof. Dr. Goeschen in langjähriger Zusammenarbeit höchstpersönlich in der komplexen Diagnose-Stellung und Therapie ausbildet und hat bisher über 1000 Operationen dieser Art durchgeführt.
Sekretariat, Frau Hermanns / Frau Markovic